Drei Fragen an Michael Vassiliadis
Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE)
Am 3. März 2022 hatte INEOS in Köln prominenten Besuch: Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE), nahm an der turnusmäßigen Betriebsversammlung teil. In seinem Wortbeitrag ging er auf die Zukunftsfähigkeit der deutschen und europäischen Chemieindustrie und den Herausforderungen zum Erreichen von Netto-Null ein.
IN.SIGHT hat die Gelegenheit genutzt und Michael Vassiliadis drei Fragen gestellt.
Herr Vassiliadis, wie schätzen Sie die Ausgangslage von INEOS mit Blick auf das Ziel Netto-Null ein? Welche Schritte muss das Unternehmen gehen?
INEOS ist einer der Grundstoffproduzenten für die gesamte Chemieindustrie in Nordrhein-Westfalen, dem immer noch größten Chemiestandort Europas. Natürlich fallen in diesen ersten Fertigungsstufen höhere Energieverbräuche und CO2-Emissionen an. Es gibt daher zunächst einmal ganz große Investitionsbedarfe zur Umstellung der Produktionsprozesse. Hier erwarten wir, dass auch INEOS sich dem stellt und entsprechend investiert. Das andere sind große Innovationsbedarfe – auch da ist INEOS auf dem Weg, das weiß ich.
Investition und Innovation sind also unverzichtbar auf dem Weg zu Netto-Null. Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit die Chemieindustrie diese Herausforderungen meistern kann?
INEOS und die gesamte chemische Industrie müssen natürlich auch förderliche Rahmenbedingungen vorfinden. Und da kommt die Politik ins Spiel – in Nordrhein-Westfalen wie auch auf Bundesebene. Die Politik muss die Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität unterstützen.
Wie muss diese Unterstützung konkret aussehen?
Erstens hat die Politik die Verantwortung dafür, dass die Energiewende funktioniert und wir erneuerbaren Strom bekommen. Sonst können wir nicht „grün“ werden. Zweitens muss das Ganze zu vernünftigen Preisen erfolgen. Wir haben schon jetzt eine Preisdifferenz von 6 zu 1 im Vergleich zu den USA. Das heißt, die Umstellung muss auch unter Wettbewerbsbedingungen darstellbar sein. Und drittens brauchen wir gute Mitarbeitende, die diese Innovation entwickeln und natürlich auch mit ganzem Herzen dabei sind – die haben wir schon jetzt. Die größte Herausforderung ist, dass die Politik jetzt auch liefert und verlässliche Rahmenbedingungen für die chemische Industrie insgesamt schafft, damit die Klimaziele erreicht werden können. Ich bin zuversichtlich, dass sich INEOS und INEOS in Köln dann gut für eine gute und klimaneutrale Zukunft aufstellen können.